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LATEIN ENTDECKEN

Per aspera ad astra

1. Lust statt fun

Über raue Pfade zu den Sternen – das Unterrichtsfach Latein nötigt Erwachsenen oft Respekt ab und gilt bei Schüler/innen weithin als „Paukfach“, das schwer zu erlernen sei. Dabei ist das kontinuierliche Lernen von Vokabeln und Grammatik Grundbedingung für das Erlernen einer jeden Sprache. Die Besonderheit des Lateinischen besteht darin, dass der Anteil des aktiven Sprechens viel niedriger ist als bei den modernen Fremdsprachen. Im Zentrum stehen das Erschließen und Übersetzen lateinischer (Original-)Texte ins Deutsche. Dieser Vorgang ist sehr komplex und voraussetzungsreich. Aber gerade darin liegt die Herausforderung: Es geht nicht um oberflächlichen Spaß, sondern um das lustvolle Überwinden von Widerständen. Jeder, der Leistungssport betreibt oder ein Musikinstrument spielt, weiß genau: Nur durch beständiges Üben steigert man die Leistungsfähigkeit und gelangt so zu einer Meisterschaft.

2. Natur des Lernens

So ist es auch mit dem Lateinischen. Von Beginn an lernt man konsequent, systematisch und selbstdiszipliniert, wobei Altes geübt und Neues erarbeitet wird. In dieser Hinsicht kann das Fach Indikator für strukturelle Lernschwächen sein, da das Lernen selbst gelernt wird. Geduld, Bereitschaft zur Anstrengung und Konzentrationsfähigkeit stehen im Vordergrund – alles Dinge, mit denen Schüler/innen heute oft Schwierigkeiten haben.

Latein wird an unserer Schule als zweite Fremdsprache ab Klasse 7 unterrichtet und steht hier neben Französisch zur Wahl. Für die Schüler/innen hat die Fachschaft sich für das Lehrwerk „prima.“ entschieden. In besonders ansprechender Aufmachung, angereichert mit viel Bildmaterial und Texten, die Querverbindungen zu unserer heutigen Zeit ziehen, bietet dieses neben einer kompakten Einführung in die lateinische Sprache auch viele Ansatzpunkte für das Hauptziel des Faches Latein, die historische Kommunikation. In Verbindung mit dem Arbeitsheft – gerade auch im Hinblick auf die Lernzeiten des Ganztags – werden die Schüler/ innen auch dazu angeregt, selbstständig und nach eigenen Vorstellungen zu wiederholen, zu üben und zu lernen.

3. Sprache

Die Sprache Latein vermittelt einen Zugang zur Sprache überhaupt. Während es in den modernen Fremdsprachen um Kommunikation in der neuen Sprache geht, dreht sich beim Lateinischen alles um Kommunikation über Sprache. Man erkennt, wie Sprache funktioniert, und lernt, wie man sich darüber unterhält. Deshalb vermittelt Latein nicht nur ein Fundament zum Erlernen der Romanischen Sprachen, sondern ist ein Schlüssel zu Sprache(n) überhaupt – auch zur Muttersprache: Das Übertragen eines lateinischen Satzes ins Deutsche verlangt, dass man die logischen Strukturen beider Sprachen kennt.

4. Lektüre

Gerade das Bild vom Schulunterricht im Fach Latein ist oft noch sehr geprägt von mittlerweile überholten Vorstellungen. Man „hangelt“ sich nicht mehr von einem Satz zum nächsten, sondern versucht, den Text als Ganzes zu erfassen. Es werden Vermutungen über die Textsorte angestellt und eine Leseerwartung aufgebaut, sodass möglichst anhand von deutlichen Signalen die gedankliche Struktur zunächst holzschnittartig aufgenommen wird. Erst nach dieser ersten Texterschließung erfolgt die Feinarbeit bis hin zu einer Übertragung des lateinischen Textes in eine angemessene und ggf. auch zeitgemäße deutsche Sprache. Dabei werden die Schüler/innen mehr und mehr an die Originaltexte der verschiedenen Schriftsteller herangeführt. Die Fachschaft hat bei den zu lesenden Autoren für die Übergangslektüre bewusst auf eine bindende Festlegung verzichtet und eröffnet damit einen großen Freiraum bei der Auswahl. Dies schafft Flexibilität und ermöglicht es, auf die Wünsche und Interessen des jeweiligen Kurses einzugehen. Die früher übliche Cäsarlektüre ist nicht ausgeschlossen, doch stehen hier alternativ auch Fabeln (Phaedrus), Liebesgedichte und Epigramme (z.B. Catull), Briefe (z.B. Plinius) oder philosophische Texte (z.B. Seneca) zur Auswahl, bis hin zu mittellateinischen und neuzeitlichen Texten. Dies geschieht jedoch in Absprache und Koordination unter den unterrichtenden Fachkollegen. In der Oberstufe (Jg. EF) stehen dann Ovid (Metamorphosen) und Cicero (eine ausgewählte Rede) als Autoren auf dem Lektüreplan.

5. Exkursionen

Es wird nicht nur im Klassenraum gelernt: Um den Spuren der Römer speziell für unseren geographischen Raum und unsere eigene Geschichte und Kultur nachzugehen, unternehmen die Schüler/innen i.d.R. der Jg. 8 eine Exkursion in den Archäologischen Park Xanten. Dort können sie Näheres über den Alltag im Kastell römischer Soldaten kennenlernen: Herbergen, Bade- und Wohnhäuser, das Kolosseum sowie ein umfangreiches Museum laden bei jedem Wetter ein, sich auf eigene Erkundungstouren zu begeben. Wir versuchen dies mit einer Führung (Museum oder Große Thermen) zu verbinden. Auf diese Weise tritt den Schüler/innen die Lebenswelt der Römer, von der sie aus ihrem Lateinbuch schon so viel erfahren haben, plötzlich ganz anschaulich und lebendig vor Augen – Erfahrungen, die man dann im Lateinunterricht vielfach wieder aufgreifen kann. Neben der fest eingeplanten Exkursion nach Xanten wird je nach Angebot auch der Besuch einer thematisch interessanten Ausstellung im Rahmen einer Tagesfahrt angestrebt.

… und das Latinum!

Steht man nach fünf Jahren Latein (von der Klasse 7 bis einschließlich EF) in Fach Latein „ausreichend“ oder besser, hat man das Latinum geschafft, das nach wie vor eine Voraussetzung für einige Studienfächer darstellt.