Einen Jahrtausendwechsel erlebt nur ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung. Sein Abitur im Millennium-Jahr zu meistern, ist etwas ganz Besonderes: Wer vor 25 Jahren die allgemeine Hochschulreife erlangt hat, wird sein Leben lang wie aus der Pistole geschossen antworten können, in welchem Jahr es soweit war, dass seine Schulzeit ihr Ende nahm.
Anlässlich dieses Jubiläums trafen sich am vergangenen Samstag (15. November) knapp 60 Abiturienten aus dem Jahr 2000 am Gymnasium St. Mauritz zum Wiedersehen, um dort bei einer Tasse Kaffee miteinander ins Gespräch zu kommen und in Erinnerung zu schwelgen. „Wie geht’s dir, was machst du so?“ – Die Atmosphäre unter den ehemaligen Mauritzianern war herzlich und interessiert – keine Spur von Vergleichen und Konkurrenz, wie man es oftmals bei solchen Treffen vermutet.
Dass die ehemaligen Lehrer an einem Widersehen kein Interesse haben, hat sich am Samstag nicht bestätigt: Sieben Pädagogen waren der Einladung gefolgt und hatten sich auf den Weg zur Schule gemacht – manche noch im aktiven Dienst, andere längst im Ruhestand. Viele Anekdoten wurde ausgetauscht, manche Erinnerung geteilt. Die „alten“ Lehrer zeigten sich interessiert und neugierig über den Lebensweg ihrer ehemaligen Schüler.
Bis vor wenigen Jahren war es das Gymnasium selbst, das die Abschlussjahrgänge anlässlich ihres Jubiläums zu einem Wiedersehen bei Kaffee und Kuchen eingeladen hatte. Das ist offenbar organisatorisch von Seiten der Schule nicht mehr möglich, so dass die Initiative zu diesem Treffen von einer kleinen Vorbereitungsgruppe der ehemaligen Schüler selbst ausging. Es sei schade, dass die Schule das nicht mehr anbiete. Es wäre ja auch eine Gelegenheit, dass zum Beispiel der aktuelle Abiturjahrgang Kuchen verkauft und so die Abikasse aufbessert, meinten einige der ehemaligen Schülerinnen und Schüler, zeigten jedoch auch Verständnis, dass das von Seiten des Gymnasiums nicht mal so eben leistbar sei. Umso dankbarer war die Gruppe, dass manche ihrer alten „Pauker“ den Weg in die Schule am Samstag auf sich genommen haben.
Ellen Spranke, Lehrerin für Latein und Mathematik und noch im aktiven Dienst an gleicher Stelle aktiv, führte die Gruppe durch die Schule – nachdem sie der Einfachhalt halber allen das „Du“ angeboten hatte. Insbesondere die baulichen Veränderungen, wie die Einrichtung eines Lernzentrums, die Umgestaltung des „Alten Speisesaals“ zu einer Mensa und das natürlich das Lehrerzimmer – zu Schulzeiten absolutes Tabu – fanden das Interesse der Abiturienta. „Ich weiß noch, dass die Lehrertreppe in der Eingangshalle für uns damalige Schüler verboten war“, so eine Erinnerung beim Betreten des Schulgebäudes. Heute hat sich das geändert, erklärte Spranke, wie so vieles mehr: Das Gymnasium ist seit 2012 eine gebundene Ganztagsschule. Auch technisch ist vieles moderner: Statt der grünen Kreidetafel bediente Spranke mit einem Tablet ein digitales Smartboard, um die Einschulungsfotos der damaligen Sextaner von 1987 an die Wand zu werfen. Die Schüler wurden damals in vier Parallelklassen eingeschult und 103 absolvierten ihr Abitur, heute sind nur drei Eingangsklassen erlaubt. „Der Jahrgang 2000 setzt Maßstäbe“ titelten die WN vor 25 Jahren und der damalige Direktor Theo Welling lobte laut Zeitungsbericht den Zusammenhalt, der auch am Samstag immer noch spürbar schien. Deutschlehrer Ludger Kleinhans erinnerte sich an aufregende Szenen im Theaterstück „Lysistrata“ und Musiklehrer Peter Mack, ebenfalls Lehrer am Mauritz, spielte zur Freude aller an der renovierten Orgel der Schulkapelle.
Die volle Breite von Lebensläufen und -geschichten zeigt sich auch in der Abiturientia 2000: Einige sind in Handorf und Telgte geblieben, andere hat es in die weite Welt gezogen. Landwirte, Hebammen, Lehrer, Ärzte, Piloten – fast keine Berufsgruppe, die nicht vertreten ist. Die große Busreise der gesamten Schulgemeinschaft im Jahr 1997 nach ist bei vielen der ehemaligen Mauritz-Schüler noch in lebendiger Erinnerung, ebenso wie die Studienfahrten der Leistungskurse, unter anderem nach Wien und London. Auch der letzte Schultag, der „Tag X“, bei dem die Lehrer auf die Schippe genommen und das Ende der Schulzeit gefeiert wurde, wurde besprochen. Manche Abiturienten sind miteinander in Kontakt geblieben, andere haben sich am Samstag das erste Mal seit 25 Jahren wiedergesehen. Gemeinsam war die Feststellung, dass die Schulzeit am Gymnasium St. Mauritz sehr behütet war und den Grundstein für das weitere Leben gelegt hat. Beim Ausklang im „Handorfer Huus“ in Dorbaum wurden bis in den späten Abend Fotos und Erinnerungen ausgetauscht. Am Ende war man sich einig: „Wir werden uns wiedersehen!“
