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Einblick in die grausamen Taten der Nazis

Gedenkstättenfahrt der 10er nach Weimar und Erfurt

Passend zum Geschichtsunterricht der 10. Klasse fand dieses Jahr zum ersten Mal die Gedenkstättenfahrt nach Weimar und Erfurt statt. 

Wir, die gesamte Stufe 10, haben uns am Montagmorgen des 18. März 2024 gemeinsam mit Frau Kahler, Frau Stegmann, Herrn Crighton, Herrn Drüing, Herrn Dr. Hiltscher und Frau Kirchhoff mit zwei Reisebussen auf den Weg nach Weimar gemacht. Nach einer langen, aber sehr lustigen und stimmungsvollen Fahrt von über sechs Stunden waren wir endlich bei unserer Jugendherberge „Germania“ im Zentrum Weimars angekommen. Dort wurden kurz die Zimmer bezogen und anschließend in vier kleinen Gruppen die Stadt mit einem Guide erkundschaftet. Dabei wurde der Schwerpunkt auf die Geschichte des Nationalsozialismus in Weimar gelegt sowie andere architektonische Sehenswürdigkeiten besucht. Völlig erschöpft sind wir daran anschließend alle gemeinsam beim Chinesen „Shanghai“ eingekehrt, um gemeinsam zu Abend zu essen und uns ein wenig zu stärken. Anschließend haben wir uns erneut in kleineren Gruppen im Reithaus EJBW (Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar) auf die kommenden Tage und thematisch hauptsächlich auf den Besuch des Konzentrationslagers Buchenwald vorbereitet. Dabei haben wir uns mit Zeitzeugen beschäftigt, aber auch unsere eigene Meinung war bei der Interpretation verschiedenster Bilder und Zeichnungen gefragt. Letztlich konnten wir den Abend nach unseren eigenen Vorstellungen ausklingen lassen. 

Am nächsten Tag ging es bereits früh los Richtung Konzentrationslager Buchenwald, wo wir während eines Seminars den ganzen Tag verbracht haben. Anfangs haben wir uns mit einem Modell des ehemaligen Lagers und dessen Geschichte auseinandergesetzt. Dann haben wir uns auf dem ehemaligen Appellplatz einen Überblick über die früheren Geschehnisse dort und um ihn herum verschafft. Leider waren von den meisten alten Bauten nur noch Reste vorhanden, jedoch konnten wir das ehemalige „Krematorium“, einen Aufsichtsturm sowie Folterzellen direkt neben dem Eingangstor betreten. Das Bärengehege eines ehemaligen Zoos direkt gegenüber dem Lager war ebenfalls zu besichtigen. Die Stimmung war sehr bedrückend, da uns die alten grausamen Taten nun genau vor Augen geführt wurden. Insbesondere bei dem Besuch des Bärengeheges sowie des „Krematoriums“ mussten viele von uns mit den Tränen kämpfen. Bei dem Bärengehege handelte es sich um einenZoo zur Vergnügung der Nazis, welcher sich nur wenige Meter gegenüber dem Konzentrationslager befand. Die Familien, die diesen Zoo besuchten, konnten die Gefangenen sehen - sowie die Gefangenen auch die glücklichen Familien bei einem gemütlichen Picknick beobachten konnten. Für uns alle war dies nahezu unvorstellbar. Das „Krematorium“, welches wir anschließend besucht haben, hat einige von uns sogar zum Weinen gebracht. Der Obduktionsraum, in dem unmögliche Versuche an Leichen durchgeführt wurden (u.a. die Haut abgezogen wurde zur Herstellung von Lampenschirmen – unvorstellbar), sowie die Öfen, in denen zahlreiche Menschen möglichst schnell und ohne jede Würde vernichtet wurden, waren für uns alle neue und völlig ungewohnte, schockierende Eindrücke. Nachdem wir uns in einer Kantine am Mittag etwas gestärkt  und eine kleine Pause gehabt hatten, um uns über das bisherige Geschehen auszutauschen, besuchten wir eine Ausstellung auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers. Dort hatten wir genug Zeit, um uns die Ausstellung selbst anzugucken und einige Dinge auf uns wirken zu lassen. Wir erhielten Eindrücke von den Gefangenen, wie ihre Haftkleidung, ihre Geschichten oder aber auch Wundertaten, welche sie während ihrer Gefangenschaft vollbracht haben. Die Ausstellung war für uns alle sehr interessant und aufschlussreich nach den Dingen, die wir bisher besprochen hatten. Der letzte Programmpunkt unseres Seminars war der Besuch einer alten Baracke, in der die Häftlinge früher gehaust hatten. In einer Baracke zu stehen, in der die Häftlinge früher unter katastrophalen Bedingungen „leben“ mussten, war für uns alle sehr bedrückend. Nach einem sehr anstrengenden Tag voller Eindrücke haben wir uns schließlich mit dem Bus auf den Heimweg Richtung Jugendherberge gemacht. Die Lehrer haben uns den restlichen Abend frei gegeben, um die belastenden Eindrücke des Tages zu verarbeiten. Dafür sind einige von uns auf den Zimmern geblieben, andere haben jedoch auch eigenständig in kleineren Gruppen einen kleinen Rundgang durch Weimar gemacht.

Der darauffolgende Tag ging zu einer ähnlichen Abfahrtszeit los, jedoch diesmal mit dem Ziel Erfurt. Während der etwa 45-minütigen Busfahrt konnten wir alle bereits unser Abendessen bei einem Italiener auswählen, bei dem wir am Abend zusammen einkehrten. Unser erster Programmpunkt für den Tag lautete der Besuch des Erinnerungsortes „Topf und Söhne“. Denn der heutige Erinnerungsort ist das ehemalige Bürogebäude des damaligen Unternehmens „Topf und Söhne“, welches für die Produktion der Verbrennungsöfen für Konzentrations- und Vernichtungslager wie Buchenwald, aber auch Auschwitz zuständig war. Zu Anfang unseres Besuches haben wir uns auf die kleine Ausstellung vor Ort vorbereitet, indem wir in kleinen Gruppen verschiedene Bilder bearbeitet haben sowie den Unterschied zwischen Verbrennungsöfen und Krematorien eindeutig definiert haben. Nach einem kleinen Rundgang im und rund um das Gebäude haben wir mit denselben kleinen Gruppen jeweils ein Themenfeld mit Aufgaben passend zur Ausstellung erhalten, die wir wie eine Stationsarbeit bearbeiten sollten. Die Mittagspause begann, nachdem wir alle unsere Aufgaben fertig hatten. Da es vor Ort keine Essensmöglichkeit gab, haben wir uns alle in verschiedenen Gruppen selbst auf den Weg gemacht, um eine Kleinigkeit zu essen und sind dafürbeispielsweise mit dem Bus zum Bahnhof gefahren, der nicht weit entfernt war. Als wir alle wieder pünktlich eingetroffen waren, haben wir mit der Besprechung unserer Ergebnisse begonnen. Dafür sind wir in der Ausstellung von Station zu Station gelaufen und haben sie uns gegenseitig vorgestellt. Es war für uns alle sehr erschreckend, mit welchen Absichten und was für einem Bewusstsein verschiedene Menschen die Verbrennungsöfen „designt“ und weiterentwickelt haben. Die Tatsache, dass Täter und Verantwortliche der Firma tatsächlich davongekommen sind und sich ihrer Verantwortung völlig entzogen haben, war für uns alle ebenfalls völlig unvorstellbar. Zum Abschluss unseres Besuches haben wir schließlich über die Rolle verschiedener Mitarbeiter des Unternehmens als Täter, beziehungsweise Mittäter diskutiert. Nach dem durchaus spannenden und für uns alle aufschlussreichen Besuch sind wir schließlich ins Zentrum Erfurts gefahren. Dort hatten wir vorerst etwas Freizeit, anschließend folgte jedoch noch eine sehr unterhaltsame Stadttour durch Erfurt mit einem sehr humorvollen und dementsprechend beliebten Guide. Abschließend sind wir völlig erschöpft beim Italiener eingekehrt und haben gemeinsam köstliche italienische Spezialitäten verspeist. Auf der Rückfahrt im Bus Richtung Jugendherberge war es sehr still und einige sind nach dem anstrengenden Tag sogar bereits im Bus eingeschlafen. 

Der letzte Tag kam schneller als erwartet und wir alle haben innerhalb der letzten paar Tage eine Menge prägender Dinge gelernt und erfahren. Abrundend sind wir ein letztes Mal zum Reithaus EJBW gegangen und haben dort mit Tim Segler und Christian Molitor eine politische Debatte passend zur aktuellen politischen Situation in Thüringen (Prognosen zur anstehenden Landtagswahl dort) und Deutschland insgesamt geführt. Dabei wurde auch ein Bezug zwischen den damaligen Ansichten und Taten (der Nazis) sowie heutigen Absichten der AfD hergestellt. Es ist insbesondere in Thüringen ein sehr heikles und bedeutsames Thema, welches uns bei der Debatte deutlich vor Augen geführt wurde. Gegen Mittag sind wir schließlich zu den Bussen gegangen und hatten vorweg die Möglichkeit ein wenig Proviant für die Fahrt zu kaufen. Um ca. 13 Uhr saßen wir schließlich alle in den Bussen und haben uns auf den Heimweg Richtung Münster gemacht. Zum Ende hin wurde die Stimmung nochmal richtig aufbrausend und der Busfahrer wurde fröhlich und mit motiviertem Gesang verabschiedet. Am Mauritz angekommen, erwartete uns noch eine kleine Überraschung, denn nicht nur unsere Eltern nahmen uns glücklich in Empfang, sondern auch die Q2 wartete stimmungsvoll auf uns an der Busschleife. Nach einem Sprechchor gemeinsam mit der Q2 haben wir uns dann alle schließlich völlig erschöpft auf den Heimweg gemacht. Denn die letzten Tage waren für uns alle sowohl körperlich als auch geistig sehr anstrengend gewesen, haben uns aber auch eine Menge gelehrt und mit Sicherheit auch in gewisser Weise geprägt. 

Unser Dank gilt Frau Kahler und der Konrad-Adenauer-Stiftung, die uns diese Reise ermöglicht haben, aber auch den Guides sowie Herrn Drüing, Frau Kirchhoff, Herrn Dr. Hiltscher, Herrn Crighton und Frau Stegmann, die uns all die Tage begleitet haben und immer ein Ohr für uns offen hatten.

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