Zu den Bundessiegern des diesjährigen Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten gehören auch zwei Schüler des Gymnasiums St. Mauritz. Das Thema des Wettbewerbs „Anders sein. Außenseiter in der Geschichte“ hat die ehemaligen 7.-Klässler Charlotte Blümel und Constantin Polke zu einer besonders spannenden Beschäftigung mit dem Fach Geschichte motiviert. Auf das Thema Down-Syndrom machte zunächst Constantins Vater die Mauritzianer aufmerksam und im Gespräch mit einer Mitarbeiterin des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe erfuhren sie schließlich von einem brisanten, lokalhistorischen Fall.
In ihrer über 50 Seiten umfassenden Arbeit mit dem Titel „Willkommen hat keiner gesagt“ erzählen die Schüler die Geschichte von Anne und ihrer Mutter aus Ostbevern. Für ihre Tochter, die das Down-Syndrom hat, wünscht sie sich bereits 1994 eine inklusive Beschulung. Lange vor Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention, die den Zugang zur Regelschule als Normalfall festlegt, stößt Annes Mutter mit ihrem Wunsch zunächst an der örtlichen Grundschule und schließlich auch an der weiterführenden Schule auf eine Vielzahl von Widerständen seitens der Lehrer und Eltern. Sogar im familiären Umfeld wird deutliche Kritik geäußert.
Der Kampf für ein Recht auf Integration und der steinige, aber schließlich erfolgreiche Weg zur Gründung der ersten integrativen Klasse an der Grundschule St. Ambrosius Ostbevern haben bei Annes Mutter deutliche Spuren hinterlassen. So ist sie zunächst auch skeptisch, als Charlotte und Constantin mit ihr Kontakt aufnehmen und über ihr Vorhaben berichten. Sie hat Sorge, dass alte Wunden wieder aufreißen, erklärt sich aber dankenswerterweise zur Unterstützung bereit.
Über drei Monate haben Charlotte und Constantin schließlich intensiv recherchiert, Interviews geführt und viel Zeit in die Fertigstellung ihrer Arbeit investiert. Umso erfreulicher ist es, dass dieses Engagement zunächst mit einem Landespreis und schließlich sogar mit einem dritten Preis auf Bundesebene belohnt wurde. Der Kontakt zu Anne, die heute 27 Jahre alt ist und in Ostbevern lebt, stellte für Charlotte und Constantin auch eine persönliche Bereicherung dar. Annes Lebensfreude hat die Schüler begeistert und anfängliche Unsicherheiten im Umgang mit behinderten Menschen schnell vergessen lassen.
Der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten wird alle zwei Jahre von der Körber-Stiftung ausgerichtet. Ziel des renommierten historischen Forschungswettbewerbs ist es, das Interesse der Nachwuchs-Historiker für die eigene Geschichte zu wecken sowie die Selbstständigkeit und das Verantwortungs-bewusstsein zu fördern. Es werden 500 Preise auf Landesebene und 50 Bundespreise vergeben. Die 50 Preise auf Bundesebene sind aufgeteilt in: fünf erste Preise (je 2.000 Euro), 15 zweite Preise (je 1.000 Euro) und 30 dritte Preise (je 500 Euro). Die Konkurrenz, gegen die sich die Schülerinnen und Schüler mit ihrem Beitrag durchsetzen konnten, war riesig. Insegesamt wurden mehr als 2000 Arbeiten eingereicht.
Judith Hölscher