Einen kühlen Kopf brauchten die Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte des Gymnasiums St. Mauritz beim Anblick der 1150 Grad heißen, flüssigen Bronze. Am 1. Juni ist damit in der Glockengießerei in Gescher die neue Glocke für den Dachreiter der Kapelle des Bischöflichen Gymnasiums in Münster gegossen worden. Rund 50 Interessierte der Schulgemeinschaft hatten sich der Gruppe um Schulseelsorger Hendrik Drüing angeschlossen, um bei dem Guss hautnah dabei zu sein.
Das Glockenprojekt begleitet das Gymnasium St. Mauritz schon durch das gesamte Jubiläumsjahr zum 125-jährigen Bestehen. Im Unterrichtet haben die Schüler gelernt, wie eine Glocke physikalisch funktioniert, haben Klassiker wie Schillers Glocke gelesen und etwas über die historische Bedeutung von Glocken erfahren. In Workshops konnten sie zudem kreativ werden und die Gestaltung der neuen Schulglocke mitbestimmen. 40 Kilogramm schwer und einen 40 Zentimeter großen Durchmesser wird die Glocke am Ende haben und mit dem Schullogo, das auch als Stempel auf jedem Zeugnis zu sehen ist, dem Logo zum Schuljubiläum und einer Fries, einer Glockenzier, geschmückt sein. „Es ist ein Gemeinschaftsprojekt von der und für die Schulgemeinschaft, das an die Vergangenheit erinnert, der Gegenwart Zeit und Stunde sagen soll und der Zukunft Zeit anschlagen wird“, so hatte es Drüing in der Projektbeschreibung formuliert.
Beim Glockenguss dabei sein zu dürfen, ist nicht nur für die Gruppe des Gymnasiums St. Mauritz der Höhepunkt – auch für die Gießmeister. „Die Bronze wird schon einige Stunden vor dem Guss im Tiegelofen geschmolzen, so dass sie um 16 Uhr die richtige Temperatur hat“, erklärt Ellen Hüesker vom Team der Glockengießerei, die die Schüler-Eltern-Lehrer-Gruppe zuvor durch die Räumlichkeiten geführt hatte. Dann ist es soweit: Im Halbkreis stellen sich alle in der Gusshalle auf, ein kurzes Segensgebet wird gesprochen. Die Gießmeister heben den Tiegel aus dem Ofen, entfernen die letzten Schlackreste von der Oberfläche und heben den Tiegel mit einem Kran über die vorbereitete Gussform. Wie ein Lavastrom fließt die flüssige Bronze in das Eingussloch – nach ein paar Minuten ist alles vorbei.
„Obwohl wir Abstand gehalten haben, ist uns ganz schön warm geworden“, berichten die elfjährigen Schülerinnen Emily und Lilly nach dem aufregenden Erlebnis. Auch wenn sie die Glockenform noch gar nicht richtig erkennen konnten, sind sich die beiden Mädchen einig: „Das, was man gesehen hat, war ziemlich cool.“ Dass die Entstehung einer Glocke so aufwändig ist, hätte auch Jarik nicht gedacht. „Und ich hatte es mir nicht so vorgestellt, dass die Glocke sozusagen in die Erde gegossen wird, in eine viereckige Form“, hat der Zwölfjährige so einiges dazugelernt. Die flüssige Bronze zu sehen, die glühend in die Form gegossen wird, „das war einfach cool“, schwärmt der Schüler.
Einige Tage kühlt die neue Glocke nun aus, bevor sie aus der Form geschlagen und das finale Ergebnis sichtbar wird. „Als Nächstes arbeiten wir mit der Glockengießerei an einem Glockenbock“, erklärt Drüing das weitere Vorgehen. Denn am Dienstag, 20. Juni, steht die Glocke wieder im Mittelpunkt: Dann wird sie von Weihbischof Dr. Stefan Zekorn geweiht, bevor sie endlich ihren Dienst in der Schulkapelle aufnimmt.